#Covern · #Naehen · #Test

🔎 Gritzner CoverStyle 4850… {Unter die Lupe genommen}

Ja Ihr lieben Nähwütigen, BLCS war der letzte Streich und der nächste folgt sogleich. Während ich vor einem Jahr mich noch mit Zwillingsnadeln versucht habe, schaue ich heute für euch nun schon die vierte Cover-Maschine an: die Gritzner 4850. Läuft, würde ich sagen. 🙂

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🔎 Erster Eindruck

Als ich die Gritzner 4850 auspackte, dachte ich erstmal: „Oh, in den 90ern stecken geblieben?“. Optisch ähnelt sie tatsächlich einer Maschine, die mir damals mal über den Weg gelaufen ist. Etwas Recherche später stellt sich heraus: die CoverStyle steckt anscheinend in der Hülle einer alten Pfaff-Kombimaschine: der Coverlock 4850. Nummer passt ja ;). Sie ist allerdings von 2004. Hab ich mich doch um ein paar Jährchen vertan 🙂

Die Gritzner 4850 kommt mit einem, mit anderen Covermaschinen verglichenen, großen Durchlass daher. Ja, er ist kleiner als bei der Elna oder der Janome, aber viel größer als bei der BLCS. Ein Pluspunkt!

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Optisch sieht man das sogar: der vierte Nadelfaden rechts wurde technisch wegrationalisiert, optisch aber nicht. Dafür gibts jetzt eine Abdeckung und vorn eine (dünne wackelige) Ansteckplatte. Die ganze Hülle ist vorn abgeschrägt und was für mich ebenfalls gewöhnungsbedürftig war, die Nadeln sind schräg gekippt. Mein Mann kommentierte das mit: „Da sieht man ja beim Nähen mehr.“ Womit er recht hat. Trotzdem hatte ich erstmal Angst um meine Finger 😉

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Was mir aber etwas negativ auffiel: ein Autokäufer würde sagen: die Spaltmaße stimmen nicht mehr. Irgendjemand (Gritzner selber?) hat die Maschine (gewaltsam) geöffnet und wieder geschlossen. Für eine neue 400€-Maschine gehört sich sowas nicht (sie wurde erst vor wenigen Wochen gekauft und nur ein paar Mal ausprobiert). Man sieht es auf den Fotos leider nicht so gut. Frage an Euch: Ist das bei allen so? Das würde mich mal interessieren… schreibt mir bitte!

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🔎 Einfädeln und Nähen

Optik ist ja aber zweitens. Nähen muss sie, bzw. Covern.

Ein paar Spaßvögel waren scheinbar am Werk, als man den Fußhebel designt hat.  Es gilt nämlich: Hebel runter = Fuß hoch. Hebel hoch = Fuß runter. Sehr verwirrend am Anfang. Vor allem, wenn man zwischen mehreren Maschinen wechselt, ist das nervig. Aber der Hebel ist sehr groß, man erwischt ihn immer leicht, was durchaus positiv ist. Dafür verheddert sich aber ab und zu das Nähgut daran.

Das Einfädeln war, wie es normal ist, beim ersten Mal etwas knifflig, vor allem, wenn man es ohne Anleitung versucht. 😉 Gerade den Greifer nach rechts zu kippen und herauszufinden, müssen die Fäden für die Nadeln über oder unter die Vorrichtung vorne dran und muss der Greiferfaden durch das Loch in dem Drehrad rechts oder nicht? Mit Anleitung gings dann aber ganz einfach, obwohl man da an der Anleitung definitiv etwas zu viel gespart hat. Das können andere besser.

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Dann gings ans Nähen. Ohne weitere Einstellungen habe ich erstmal einen dünnen Rolljersey probiert und es ging erstmal gar nichts. Der Fehler war schnell gefunden: der Nähfußdruck stand auf 1. So funktioniert es natürlich nicht.

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Beim Fußlüften scheint die Gritzner die Spannung nicht zu lösen. Das Herauslösen des Nähguts oder das Durchziehen der Fäden ging mehr als schwer. Das fand ich auch etwas befremdlich. Definitiv ein großer Minuspunkt.

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Mit den Einstellungen: Fußdruck auf „N“, Spannungen: 5-5-4-3, Stichlänge 3-4 und Differential 1,5 habe ich am Ende die besten Coverstiche erhalten. An sich kam eine relativ gute, zuverlässige Covernaht auf doppellagigem Jersey, Interlock und Sweat zustande, selbst über Nahtkreuzungen. Damit war ich sehr zufrieden. Auf einer Overlocknaht (Bündchen/Jersey) entlang zu covern ganz OHNE Fehlstiche ist mir aber nicht gelungen. Da muss ich aber sagen, da hätte ich wohl wesentlich mehr Zeit inverstieren müssen, die über diesen Test hinausgehen würde.

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Hier mal der direkte Vergleich: untere Naht: BLCS, Mitte: Elna, oben: Gritzner. Während die BLCS ohne Schwierigkeiten eine dicke Ovi-Naht covert, gibts bei der Gritzner (erstmal) Fehlstiche. Auch sieht man, dass die Stiche recht kurz sind, obwohl ich bei allen drei die Länge 4mm eingestellt hatte. Und entgegen aller Kritiker: 4mm Stichlänge sollten 4mm sein! Aber da hat ja auch die Elna mitunter ihre Schwierigkeiten…

🔎 Optionales Zubehör: Bandeinfasser von Nahttechnik

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So, und nun zum Hauptgrund meines Tests: Welches zubehör von Nahttechnik passt an die Gritzner?

Auch die coverStyle verfügt über die zwei Montage-Löcher vorne rechts. Diese habe ich genutzt, um den Bandeinfasser inklusive der Grundplatte von Nahttechnik zu montieren. Ich muss dazu sagen, dass die „Weiß-Kopfschrauben“ hier auf dem Bild zu meiner Elna gehören. Da muss man sich welche dazu besorgen (oder den Herrn Bauer einfach lieb fragen, er legt sicher welche bei, wenn man beides bei ihm kauft: 0851-2070333), denn bei der Gritzner CoverStyle waren keine dabei!

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Das Ergebnis des Einfassens mit dem Winkelbandeinfasser war sehr gut. Saubere, gerade Stichführung mit relativ großen gleichmäßigen Stichen (Größe 4 eingestellt). Der Transport war durchaus zufriedenstellend.

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🔎 Optionales Zubehör: Säumer von Nahttechnik

🔎 „DaYu Single Up Turn“

Von „DaYu“ gibt es mehrere universale Säumer vom Typ „Single up turn“. Es gibt ihn in verschiedenen Breiten, z.Bsp. den A75U 3/4 inch. Dieser faltet den Stoff einmal nach oben um auf eine Breite von etwa 2cm, d.h. man näht auf der linken Seite des Stoffes und hat somit die richtige Covernaht außen auf dem Shirt zu sehen. Die Montage ist direkt auf die Maschine ohne extra Grundplatte mit passenden Schrauben möglich (Herrn Bauer fragen!). Der Säumer lässt sich leicht justieren und in die richtige Position bringen. Das Einfädeln des Stoffes ist relativ unkompliziert, auch wenn man in der Runde näht. Mit leichtem Führen des (ungebügelten) Jerseys schlägt der Säumer eine saubere Kante. Overlock-Quernähte lassen sich auch „durchschieben“, es kann aber sein, dass man etwas nachhelfen muss (hinten leicht ziehen am Nähgut).
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🔎 „DaYu Single Down Turn 223“

Die meisten Shirts sind so gesäumt, dass die Covernaht innen ist. Das bekommt man mit einem Down-Turn-Säumer hin. Von DaYu gibts da auch wieder mehrere Varianten, unter anderem einen der auf 7/8inch säumt, also etwa 2,3cm. Ich war faul und habe nichts gebügelt. Also Probestoff habe ich einen dickeren Interlock genutzt, der Säumer produziert eine gerade Naht.  Leider kommt man mit der Montage nicht nah genug an den Nähfuß heran, so dass zwischen Naht und Saumende noch etwa ein halber Zentimeter übrig bleibt.

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🔎 Flexible Nahtführung Down Turn (DaYu 224)

Wie schon bei der Elna vorgestellt, gibt es von DaYu auch eine flexible Saumführung, d.h. die Breite des Saumes ist variabel. Man kann mithilfe der zwei Schrauben den Säumer auf einen minimalen Saum von 3mm einstellen, wobei man das nicht wirklich nähen kann. Die maximale Breite des Saums sind etwa 3,5cm, das erreicht man, in dem man den Säumer ganz ineinander schiebt. Das ist schon ordentlich.

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Zur Montage braucht man hier eine Grundplatte. Verwendet man die Platte von Nahttechnik, hat das den Vorteil, dass man den Säumer so nah oder weg vom Nähfuß schieben kann, wie es am besten funktioniert. Auch hier braucht man wieder zwei zusätzliche Schrauben um die Platte zu montieren. Ich muss zugeben, das nervt mich. Ich hab eh‘ schon viel Werkzeug rumliegen, aber nen großer Kreuzschlitzschraubenzieher gehörte bisher nicht dazu. Außerdem will ich nicht immer erst mehrere Teile zusammenbauen müssen, deswegen kommt für mich, wenn, dann nur die Variante in Frage: Platte bleibt am Säumer.

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Für mich kommt das nur als Set infrage: Flexibler Säumer kostet bei Nahttechnik rund 20€, die Platte auch so in etwa. Sind also um die 40€.

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So sieht das dann aus, wenn man es richtig montiert hat. Säumen funktioniert wirklich gut, an sich kaum anders als mit den vorher vorgestellten. Es handelt sich um einen Down-Säumer, d.h. Geradstich auf der schönen Seite des Stoffes. Mit etwas ausprobieren kann man den Säumer exakt so einstellen, dass die Naht genau entlang der Stoffkante verläuft. Nach kurzem Justieren enstand eine perfekt Saumnaht, die sich sehen lassen kann.

Zu guter letzt noch den Gürtelschlaufen-Einfasser. Die Montage ist problemlos, wenn man die Schrauben dazu hat. Band auf die richtige Breite schneiden und losnähen. Das müsste man mal mit Jeans probieren (hatte ich leider nichts da).

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🔎 Fazit: Gritzner CoverStyle 4850

Ich muss zugeben, ich war mehr als skeptisch, erstens wegen des Preises (um die 400€ kostet sie wohl gerade) und zweitens wegen der ersten Optik. Aber die Gritzner hat mich wirklich überrascht. Ja, ich bin mittlerweile schon etwas eingefuchst, was das Covern angeht, man weiß dann einfach, was man wie einstellen muss, wie man den Stoff führt usw. Die Maschine hat relativ schnell gute Covernähte geliefert, ohne Fehlstiche, auch über Overlocknähte drüber. Womit sie trotzdem ihre kleinen Schwierigkeiten hat, ist der Transport auf einer Overlocknaht entlang. Da braucht man einfach einen leistungsstärkeren Motor, wo es hier wohl leider ein wenig fehlt. Irgendeinen Unterschied muss es ja aber geben zur Elna bzw. auch zur BLCS. Alles in allem ist die Gritzner aber eine solide Covermaschine im unteren Preissegment.

Ich würde sie allerdings nie gegen meine Elna tauschen. 😉 😉 😉

Ich bedanke mich bei Anne fürs Borgen der Maschine (Viel Spaß und Erfolg damit!) und bei Herrn Bauer von Nahttechnik fürs Ausborgen der Zubehörteile.
Übrigens vergesst nicht: Dieser Post spiegelt meine eigene persönliche, subjektive Meinung wieder. Ich probiere Maschinen und Zubehör aus und berichte darüber, weil mir das Spaß macht!
Ihr habt fragen, Lob oder Kritik? Dann hinterlasst mir einen Kommentar! 🙂

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