Wir bekamen einen Zettel, also genauer gesagt eine scheinbar unendlich lange Liste mit Dingen, die zum Schulbeginn besorgt werden sollen. Unter anderem stand zwischen Schürze für Schulgarten und Werken (Ja, sowas gibts bei uns!) und Trainingsanzug auch „eine kurze Hose für Sport“. Okay, kurze Hose. Also eine dünne kurze Hose aus einer leichten Webware zum Reinschlüpfen eingepackt.
Zwei Wochen ging auch alles gut. „Wir waren schon auf dem großen Sportplatz heute, Mama! Und ich bin zwei ganze Runden gerannt und war sechster!“ „Ich bin sehr stolz auf dich mein großer Hase!“.
Ein paar Tage später kam dann der Einbruch. Beim Abholen nachmittags hatte der Hase seine Sporttasche dabei. Unter Tränen fiel er mir in die Arme: „Mama, ich durfte heute keinen Sport mitmachen, ich hatte keine Sporthose dabei. Ich musste die ganze Zeit auf der Bank sitzen.“ Fragezeichen in meinem Kopf: „Was hattest du denn an?“
„Na die Sachen aus der Tasche, aber das ist ja eine Jeans und keine Sporthose.“ Noch mehr Fragezeichen.
Richtige Antworten konnten mir der Herr Pädagoge und Frau Hospitantin nicht geben, als ich am nächsten Tag im Lehrerzimmer vorstellig wurde: „Na es ist keine Sporthose!“
Gegenfrage: „Warum nicht?“
„Na weil es keine Sporthose ist.“ sagt sie zu mir und entreißt mir die Hose und schüttelt sie mir vor den Augen.
„Was macht denn eine Sporthose aus?“ frage ich zurück. Damit war sie dann wohl auch überfragt, die Frau Hospitantin, und weicht mir aus: „Wir haben soviele Kinder, da können wir nicht mit jedem 5 Minuten diskutieren!“(Dafür bekommt ihr aber euer Geld, dass ihr euch mit den Kindern abgebt. In welcher Form auch immer.) „Und außerdem“, fügt sie hinzu, „entscheidet das der Sportlehrer.“
Nun die großen Preisfragen: Was definiert denn eine Sporthose? Welche Kriterien müssen erfüllt sein? Und warum kann man den Eltern nicht eine Notiz ins Hausaufgabenheft schreiben: Bitte keine jeansfarbenen, kurzen Hosen beim nächsten Mal! Warum wurde das Kind nicht gefragt, ob es noch eine andere Hose dabei hat? (Hätte es nämlich, eine langen mit drei weißen Streifen!) Warum muss man gleich in der dritten Woche einen sensiblen Frisch-6-Jährigen vom Sport ausschließen? Ich hatte echt Wut!
Der Herr Lehrer war dann etwas entspannter: „Achso, wenn das seine Sporthose ist, dann ist es ja gut, wenn wir das jetzt wissen.“ Hö? Danke. War das wirklich nötig? Sie wissen ja gar nicht, was sie da angerichtet haben! Ja, Schule ist Erziehung. Schule ist Strenge. Aber es könnte dazu auch Einfühlungsvermögen, Hilfestellung und Unterstützung sein, um ein Vertrauensverhältnis zum Lehrer aufzubauen und damit wirklich vielleicht fürs Leben zu Lernen. Könnte. Stattdessen habe ich nun ein Kind, was völlig unbegründet riesige Angst vorm Sportunterricht hat. Super gemacht, Frau Hospitantin! Und das alles nur, weil die Mutter dem Kind eine blaue Hose eingepackt hat, die optisch ein kleines bisschen wie eine Jeans aussieht, aber keine ist.
Langer Rede, kurzer Sinn: Also mussten jetzt Sporthosen her. Unblaue, kurze Hosen, ohne Taschen, Schlaufen und Bänder (habe ich mir sagen lassen. Allerdings nicht von den beiden Pädagogen!). Und wie mache ich sie nun zu Sporthosen? „SPORT“ draufplotten? Oder drei weiße Streifen applizieren? Ich weiß es nicht. Habt ihr eine Idee?